Siegen/Berlin, 06.04.2020

Im Gespräch mit Bernd Cornely (taz, die tageszeitung): InterRed, Home-Office und Vorbereitung für den Ernstfall

Aufgrund der Corona-Krise arbeiten bereits viele Mitarbeiter von Unternehmen im Home-Office, auch bei Verlagen wie der taz. Im Verlag und in den Redaktionen erstellen von den rund 250 Angestellten bereits die meisten Kollegen ihre Inhalte im Home-Office und produzieren von dort mit dem Redaktionssystem InterRed Nachrichten mit einer Auflage von über 65.000 Print-Exemplaren und über 16.000 ePaper-Ausgaben. Dabei hat sich die taz bereits frühzeitig auf diese Situation eingestellt, um vorbereitet zu sein.

Bernd Cornely, Koordinator für Arbeitsstrukturen und Personalentwicklung bei der taz. Bild: Bernd Cornely

Bernd Cornely, seit 1994 bei der taz, ist dort Koordinator für Arbeitsstrukturen und Personalentwicklung. 2017 verantwortete er die Umsetzung der Layout-Reform in Print und App. Als Mitglied der Projektleitung war er zuvor an der Einführung des Redaktionssystems InterRed beteiligt. Seine Erfahrung in der Konzeption der Print-Arbeitsabläufe für die Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Verlag bringt er nun in die Gestaltung der digitalen Zukunft ein.

InterRed:

Herr Cornely, mit Blick in den taz hausblog (blogs.taz.de) und auf den Artikel "Pragmatismus aus Sorge - statt Panik" wird schnell klar, dass Sie und Ihre Kollegen sich schon frühzeitig auf den "Ernstfall" vorbereiten: "Das ganze Haus ist für die Öffentlichkeit unzugänglich, die Eingangstüre vor dem taz-Shop verschlossen" und "Auf den Fluren und in den Ressorts trifft man nur noch wenige – und das ist gut so". Wie arbeiten Sie und Ihre Kollegen bei der taz momentan?

Bernd Cornely:

Momentan arbeitet bereits der Großteil unserer Kolleg:innen im Home-Office. Wir haben uns in der letzten Zeit intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und bereiten uns dabei auf ein Szenario vor, bei dem wir die Produktion aufrechterhalten könnten, ohne dass jemand ins Haus kommen müsste. Dazu haben wir ein Pandemie-Team zusammengestellt, welches gemeinsam mit den Kolleg:innen aus der EDV, auf die wir gerade voller Bewunderung und Dankbarkeit schauen, für einen reibungslosen Ablauf sorgt.

InterRed:

Was waren Ihre bisherigen Erfahrungen dabei?

Bernd Cornely:

Wichtig waren dabei u.a. unsere frühzeitigen Planungen und Überlegungen, wer sich mit wem, wann gleichzeitig in welchem Raum aufgehalten hat und wie man das dokumentiert. Dadurch können wir vermeiden, dass im Falle eines Falles bspw. der halbe Betrieb lahmgelegt würde, wenn bestimmte Vorgaben in Kraft treten und viele Mitarbeiter:innen in Quarantäne müssten. Aber auch die Technik, um von zu Hause oder unterwegs arbeiten zu können, spielt momentan eine große Rolle. Da waren wir glücklicherweise schon vor der aktuellen Situation ganz gut vorbereitet.

InterRed:

Wie arbeitet die Redaktion momentan im Home-Office?

Bernd Cornely:

Manche Kolleg:innen haben ihre fest installierten PCs aus dem Büro mit nach Hause genommen, andere ihre Laptops und wiederum andere arbeiten an ihren privaten Geräten von zu Hause. Egal wie, alle nutzen das browserbasierte Redaktionssystem, wobei sich die Workflows nicht wesentlich verändert haben, die Arbeit läuft größtenteils wie zuvor auch. Beziehungsweise fast, denn wo bislang für Korrekturarbeiten mit Adobe InCopy gearbeitet wurde, wird nun vermehrt die InterRed-Beitragsmaske verwendet.

"Mit der übersichtlichen Seitenvorschau können nun die über zahlreichen Wohnungen verteilten Mitarbeiter:innen den Stand der Print-Produktion und der einzelnen Seiten einsehen und sich dadurch wesentlich besser abstimmen. Ohne diese Möglichkeit hätten wir jetzt ein großes Problem."

InterRed:

Im taz hausblog schreibt Ihre Kollegin Klaudia Lagozinski über die Herausforderungen der veränderten Kommunikation: "Der Flurfunk, der kurze Dienstweg fällt nun weg." Was fällt Ihnen im Bereich der gemeinsamen Abstimmung besonders auf?

Bernd Cornely:

Die interne Kommunikation findet jetzt vorwiegend über unseren Team-Messenger und über Video- und Telefonkonferenzen statt. Eingeführt war der Messenger-Dienst auch vorher, wurde aber eher als eines unter mehreren Kommunikationsmitteln verwendet. Stark zurückgegangen ist der Mailverkehr. Und der Kern unserer Planung der täglichen Seiten einer Printausgabe ist die InterRed Blattplanung. Früher wurde jede Seite, die wir produziert haben, unabhängig erstellt und fügte sich erst in der Druckerei zu einem Gesamtprodukt zusammen. Es gab kein Planungstool, mit dem wir den Stand einer kompletten Tagesproduktion einrichten, kontrollieren und gestalten konnten. Mit der übersichtlichen Seitenvorschau können nun die über zahlreichen Wohnungen verteilten Mitarbeiter:innen den Stand der Print-Produktion und der einzelnen Seiten einsehen und sich dadurch wesentlich besser abstimmen. Ohne diese Möglichkeit hätten wir jetzt ein großes Problem. Momentan ist es für uns wichtiger denn je, von vielen Arbeitsplätzen aus standortunabhängig den Überblick zu behalten. Wir haben momentan mehr Umplanungen, mehr Umbau- und natürlich mehr Kommunikationsbedarf als gewöhnlich. Dabei bildet InterRed mit zahlreichen Automatisierungen eine wichtige Unterstützung.

InterRed:

Was kommt nach der Krise? Wird die Arbeit im Verlag einfach wie zuvor weitergehen?

Bernd Cornely:

Wir beobachten momentan ganz genau, wie sich die tägliche Arbeit gestaltet, was hier wie passiert, was sich optimieren lässt, was wir daraus für die Zukunft lernen können und welche Prozesse wir aus dem Gelernten in die Zeiten übernehmen können, in denen es wieder problemlos möglich sein wird, mit mehreren Kolleg:innen in einem Büro zu sitzen. Das Thema der Auswertung wird sicherlich wichtig sein.

"Mit InterRed als technologischer Grundlage fühlen wir uns für diese Herausforderungen gerüstet."

InterRed:

Die Krise als Chance, sozusagen?

Bernd Cornely:

Na ja, zunächst mal ist die Krise natürlich vor allem eine Krise. Einer ihrer sicherlich zahlreichen Nebeneffekte dürfte aber sein, dass sich Kommunikationsformen nachhaltig verändern werden. Wir freuen uns sehr darauf, wieder im gleichen Raum beieinander sitzen zu können. Bleiben wird aber auch die Erfahrung, dass eine Videoschaltung auch ganz schön sein kann. Auch Themen wie Inhaltserfassung oder Publikationsformen, bspw. die digitale Zukunft der Zeitung, rücken nun noch stärker in den Vordergrund. Mit InterRed als technologischer Grundlage fühlen wir uns für diese Herausforderungen gerüstet.